La mafia non è più quella di una volta
Die Mafia ist auch nicht mehr das, was sie mal war
Regie: Franco Maresco
IT 2019, 105 Min., s/w + Farbe, OmU + OmeU, FSK: TBC
Ein bitter-satirischer Dokumentarfilm über Siziliens Verhältnis zur Mafia. 2017, 25 Jahre nach den Mafia-Morden an den Richtern Paolo Borsellino und Giovanni Falcone, untersucht der sizilianische Filmemacher Franco Maresco zusammen mit der Fotografin Letizia Battaglia, die durch ihre Bilder der Mafia-Verbrechen bekannt geworden ist, wie in Palermo das Gedächtnis an die beiden Mafia-Jäger zelebriert wird.
Inhalt
Inhalt
Ein bitter-satirischer Dokumentarfilm über Siziliens Verhältnis zur Mafia. 2017, 25 Jahre nach den Mafia-Morden an den Richtern Paolo Borsellino und Giovanni Falcone, untersucht der sizilianische Filmemacher Franco Maresco zusammen mit der Fotografin Letizia Battaglia, die durch ihre Bilder der Mafia-Verbrechen bekannt geworden ist, wie in Palermo das Gedächtnis an die beiden Mafia-Jäger zelebriert wird. Sie stoßen dabei allenthalben auf Gleichgültigkeit, offene Feindseligkeit oder absurde Ausweichmanöver. Letzteres gilt vor allem für den Party-Veranstalter Ciccio Mira und seine Sänger, die eine den Ermordeten gewidmete Feier auf die Beine stellen, die zur reinen Farce ausartet. Der Film, der an Franco Marescos Dokumentarfilm "Belluscone" anschließt, legt auf komische, zugleich aber bitterböse Weise eine Mentaliät bloß, die das organisierte Verbrechen duldet und mitträgt.
"La mafia non è più quella di una volta" hat den Special-Preis der Jury bei der jüngsten Mostra del Cinema di Venezia erhalten und hat dabei den brillianten Franco Maresco wieder in den Mittelpunkt des italienischen Kinos gerückt, nachdem er dort bereits mit Daniele Cipri, damals am äußersten Rand mit Lo zio di Brooklyn und Totó che visse due volte, stand. Im Jahre 2017, 25 Jahre nach den Massakern von Capaci und der Via D’Amelio, fragt sich Maresco immer wieder nach dem Sinn dieses Jahrestages und der diesen begleitenden surrealen Ereignissen.
Credits
Stabliste
Regie: Franco Maresco
Drehbuch: Franco Maresco, Claudia Uzzo, Francesco Guttuso, Giuliano La Franca, Uliano Greca
Kamera: Tommaso Lusena
Schnitt: Edoardo Morabito, Francesco Guttuso
Musik: Salvatore Bonafede
Ton: Luca Bertolin
Ausstattung: Nicola Sferruzza
Produktion: Ilapalma, Dreamfilm, Tramp Limited
Produzent*innen: Rean Mazzone, Anna Vinci
Koproduzent*innen: Daniele Moretti / Moretti & Petrassi Holding, Marco Milone / Amateru, Luca Formenton / Il Saggiatore, Stefano Casertano / Daring House
Mit:
Letizia Battaglia, Ciccio Mira, Matteo Mannino, Cristian Miscel, Franco Zecchin
Pressestimmen
Pressestimmen
“Man lacht viel, fast immer, schon wie bei Belluscone..., aber es ist eine grotteske Komik, die versucht eine Antwort innerhalb dessen zu finden, was der Regisseur selbst als ein Spektakel ohne Ende und ohne jeglichen Sinn sieht, das den Unterschied zwischen Gut und Böse, zwischen Mafia und Anti-Mafia zunichte macht“
Cinematografo.it, Valerio Sammarco
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DAS SCHEITERN AN DER MAFIA
(...) Zwei Erzählstränge kämpfen in diesem nervös geschnittenen und mitunter entschlossen unsouverän fotografierten Opus um die Vorherrschaft, umwickeln einander, würgen einander mehrfach fast ab und fallen zum Schluss entkräftet auseinander. Der erste Strang befasst sich mit der Fotografin Letizia Battaglia, die in Palermo die üble Kollusion von Mafia und Politik jahrzehntelang bildjournalistisch begleitet hat und die heute noch um die beiden toten Richter Giovanni Falcone und Paolo Borsellino trauert, die wegen ihres integren Kampfes für den Rechtsstaat 1992 von der organisierten Kriminalität ermordet wurden. Der zweite Strang begleitet einen schmierigen, offensichtlich korrupten, aber auf muffige Art auch wieder ganz charmanten Veranstaltungsmanager und Entertainer namens Ciccio Mira dabei, wie er im Jahr 2017 eine furchtbar peinliche Gedenkparty für die beiden getöteten Juristen organisiert, wo talentlose Schlagersänger und andere Unterhaltungsnieten einen großen Bogen um jede klare Aussage zur scheußlichen sozialpolitischen städtischen Wirklichkeit tanzen, die den vorgeblichen Anlass für ihre Darbietungen erzeugt hat.
Gibt es den Impresario wirklich? Ist irgendetwas von dem, was ihn und seine (unabsichtliche? hilflose? perverse?) Verhöhnung der Verbrechensopfer betrifft, die der Film zeigt, je passiert? Maresco verweigert die Auskunft. Was er stattdessen mitteilt, ist, dass da, wo Gesetze für die Verwaltung, die Elite, die Macht so wenig mehr gelten wie für das Berufsverbrechertum, auch die Regeln kaputtgehen, nach denen man diese Dinge überhaupt sachadäquat darstellen kann – filmische Regeln, journalistische Regeln, und schließlich sogar diejenigen, die nötig sind, will man sortieren, ob etwas eine Katastrophe ist oder ein Witz, eine Tragödie oder eine Farce.
Das alles hat Marcone schon 2014 beim ersten Film mit Ciccio Mira, „Belluscone“, thematisiert. Der neue hat jetzt in Venedig einen Spezialpreis der Jury unter Vorsitz der argentinischen Filmemacherin Lucrecia Martel gewonnen. (...)
FAZ, Dietmar Dath
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LA MAFIA NON È PIÙ QUELLA DI UNA VOLTA
Franco Maresco spielt in seinem in Venedig preisgekrönten Film über den „Bauch“ von Palermo mit Dokumentation und Fiktion
Was ist von den Helden geblieben und für wen sind sie überhaupt Helden? 25 Jahre nach den Mafia-Morden an Giovanni Falcone und Paolo Borsellino untersucht der Filmmacher Franco Maresco die Stimmung in den Unterschichten von Palermo. Und entwirft, indem er Dokumentation und Satire mischt, ein grotesk-trübes Bild von „oben“ verordneten Erinnerungsriten und der Trostlosigkeit der Da-unten im „Bauch“ der sizilianischen Regionalhauptstadt. Als Leitfiguren dienen ihm die Fotografin Letizia Battaglia – eine Veteranin auch der Antimafiabewegung – und der Impressario Ciccio Mira, der für eine Truppe von „neumelodischen“ Künstlern Auftritte bei Stadtteilfesten und in einem lokalen TV-Sender organisiert.
Zur Handlung: Dieser Ciccio Mira, gleichsam eine Parodie von Woody Allen als Danny Rose, bereitet eine Veranstaltung mit seinen Künstlern zum Erinnerung an Falcone und Borsellino in Palermo vor – und das ausgerechnet in dem verrufenen Vorort ZEN (Zona Espansione Nord). Doch will sich keiner der Beteiligten von der Mafia distanzieren. Als der Abend endlich vor wenig Publikum stattfindet, wird den Veranstaltern von Unbekannten geraten, möglichst schnell wieder ihre Zelte abzubrechen. Das ist der Hintergrund einer an vielen Aspekten reichen Filmerzählung, die auch einen Bogen zur Frage, ob es in den 1990er Jahren Verhandlungen zwischen Staat und Mafia gegeben habe, schlägt. Letizia Battaglia übernimmt dabei im Film gleichsam die Rolle einer Gegenfigur zur Welt von Ciccio Mira. Hier die Gefühlslage der international anerkannten Künstlerin, dort die der Künstler aus den Vorstädten.
Franco Maresco, Regisseur für Film- und Fernseharbeiten sowie Drehbuchautor und Cutter findet in Palermo und auf Sizilien seine Themen, mit denen er sich oft in satirisch-sarkastischer Art auseinander setzt. Nach vielen TV-Produktionen (u.a. mit Daniele Ciprì) machte der heute 61jährige mit einem „Dokumentarfilm“ über Berlusconi, die Cosa Nostra und Sizilien („Belluscone – Una storia siciliana“) auf sich aufmerksam. Der wurde 2014 auf der Biennale Venedig mit einem Preis in der „Sezione Orizzonti“ und 2015 mit dem italienischen Filmpreis (David di Donatello für den besten Dokumentarfilm) ausgezeichnet.
In „La mafia non è più quella di una volta“ („Die Mafia ist nicht mehr das, was sie früher mal war“) zeichnet Maresco geradezu gnadenlos mit den Mitteln der Satire ein Bild vom Bodensatz der Gesellschaft seiner Heimatstadt. Indem er die Grenze zwischen Dokumentation und Spiel (in der Form von Dokumentation!) verwischt, entwirft er eine Groteske, die den wahren Verhältnissen vielleicht näher kommt, als es mit einer „reinen“ Dokumentation oder alternativ mit einer allein fiktive Darstellung möglich gewesen wäre. Auf der Biennale 2019 wurde der Film mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet.
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Biografie
Biografie
FRANCO MARESCO
Franco Maresco (geb. 1958 in Palermo) ist in Italien berühmt für seine kritischen und sarkastischen Film- und Fernsehproduktionen. Die dadaistische Kultserie Cinico TV, die er gemeinsam mit seinem Partner Daniele Ciprì realisierte, machte ihn Anfang der neunziger Jahre in Italien landesweit bekannt. Der erste Spielfilm von Ciprì und Maresco, Der Onkel aus Brooklyn, erschien 1995. Danach folgten weitere Produktionen, die den Kultstatus des Duos festigten. Der 1998 erschienene Film Totò, der zweimal lebtewar der letzte italienische Film, der von der italienischen Zensur verboten wurde.
Nach seiner Trennung von Daniele Ciprì erschien 2014 das Solodebüt Marescos: Belluscone – Warum die Italiener Berlusconi lieben wurde bei den 71. Filmfestspielen in Venedig mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet. Der Film beleuchtet das Verhältnis von Staat und Mafia in Italien.
Filmografie (Auswahl):
1992 - CINICO TV (TV, Ko-Regie: Daniele Ciprì)
1995 - LO ZIO DI BROOKLYN (Ko-Regie: Daniele Ciprì)
1998 - TOTÒ CHE VISSE DUE VOLTE (Ko-Regie: Daniele Ciprì)
1999 - ENZO, DOMANI A PALERMO! (Ko-Regie: Daniele Ciprì)
2001 - SIAMO DAVVERO PIETOSI (Ko-Regie: Daniele Ciprì)
2003 - IL RITORNO DI CAGLIOSTRO (Ko-Regie: Daniele Ciprì)
2004 - COME INGUAIAMMO IL CINEMA ITALIANO – LA VERA STORIA DI FRANCO E CICCIO (Ko-Regie: Daniele Ciprì)
2009 - LA MUSICA PIÙ COMICA DEL MONDO
2014 - BELLUSCONE. UNA STORIA SICILIANA
2015 - GLI UOMINI DI QUESTA CITTÀ IO NON LI CONOSCO
2019 - LA MAFIA NON È PIÙ QUELLA DI UNA VOLTA
LETIZIA BATTAGLIA
Battaglias Geburtsort war Palermo, aber sie wuchs bis zum achten Lebensjahr in Triest auf. Die Rückkehr in die sizilianische Hauptstadt war für sie ein Schock, da ihr Vater sie nachmittags nach der Klosterschule zu Hause einsperrte. Nach den damaligen Traditionen durften Mädchen in Palermo nicht im Freien spielen.
Um alldem zu entkommen, heiratete sie bereits mit 16 Jahren. Der Ehemann war Erbe einer regionalen Kaffeeröster-Fabrikantenfamilie. Sie brachte drei Töchter zur Welt. Der Wunsch zu studieren wurde ihr verwehrt. Nach fünfzehn Jahren als „den Traditionen angepasste Ehefrau“ erlitt sie einen Nervenzusammenbruch, einen psychisch bedingten Herzinfarkt. Weder Ärzte noch Psychotherapeuten konnten ihr helfen, bis sie sich einer Psychoanalyse unterzog und beschloss, ihrem Leben eine radikale Wendung zu geben. Sie verließ ihren Gatten und nahm die Kinder mit.
Battaglia ging nach Mailand und begann dort zunächst als Kulturkorrespondentin für die linke Tageszeitung L’Ora zu schreiben. Zum Fotografieren kam sie, weil Fotos gefordert wurden. 1971 wurde sie geschieden. Zu dieser Zeit traf sie Franco Zecchin, der deutlich jünger war, aber in den folgenden 19 Jahren sowohl ihr Arbeits- als auch Lebenspartner wurde. Drei Jahre später kehrte sie als Chef-Fotografin und Reporterin für L’Oramit ihm nach Palermo zurück. Von 1974 bis 1990, als die Tageszeitung aus ökonomischen Gründen aufgeben musste, folgte eine arbeitsreiche Lebensspanne im Dienst des Fotojournalismus.
Dies war in Palermo die Zeit der blutigsten Mafiakriege um die Vorherrschaft unter den verschiedenen Clans der Cosa Nostra. Noch in der Dunkelkammer hörte die Journalistin den Polizeifunk ab und war immer eine der Ersten am Schauplatz der Schießereien. Zeitweise gab es beinahe jeden Tag mehrere Tote, manchmal fünf verschiedene Fälle am gleichen Tag.
Battaglia schuf damals rund 600.000 stets akkurate Schwarzweißaufnahmen. Sie dokumentierte die internen Kriege der Banden ebenso wie ihre Durchdringung und Wirkung auf die Zivilgesellschaft. Battaglia und Zecchin lieferten den internationalen Medien die repräsentativen Bilder der Mafia-Gewalttaten. Sie empfand sich manchmal wie ein bewegliches Leichenschauhaus. „Suddenly I had an archive of blood“ äußerte sie in einem Interview.
Dennoch sind ihre Aufnahmen niemals Paparazzi- oder Sensationsfotos, sondern halten in ihrer Komposition und Durchdachtheit den Ansprüchen hoher, künstlerischer Qualität stand. Die Verleihung renommierter, internationaler Fotografenpreise belegen dies.
Battaglia setzte sich auch in der Umwelt- und Kommunalpolitik ein. Für ein paar Jahre wechselte sie hauptberuflich in die Politik, weil sie ihr Anliegen „eines von der Mafia befreiten Italiens“ damit besser voranbringen zu können glaubte. Sie war unter Leoluca Orlando im Stadtrat Palermos tätig und Abgeordnete der Anti-Mafia-Partei La Rete.
Anfang der 1990er Jahre wurde Battaglia kommunale Dezernentin für Lebensqualitätin Palermo. Sie ermöglichte die erste nennenswerte Kulturförderung der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg und ließ eine Promenade mit Bäumen am Meer anlegen, wo zuvor eine illegale Müllhalde lag, und Sitzbänke auf den kleinen Piazzas aufstellen. Sie erwarb sich bleibende Verdienste für die Erhaltung und Wiederbelebung der historischen Altstadt Palermos.
Nebenbei war Battaglia als Unternehmerin aktiv mit dem eigenen kleinen Buchverlag Edizioni della Battaglia, in dem sie andere Fotografen und Autoren publizierte. Sie war zudem Mitbegründerin einer feministischen Monats-Zeitschrift namens Mezzocielo. Auch für die Respektierung der Menschenrechte von Strafgefangenen setzte sie sich tatkräftig ein.
- 1999 erhielt sie den Photography Lifetime Achievementdes International Fund for Documentar Photography.
- In Deutschland wurde sie 2007 auf dem Fotofestival Mannheim/Ludwigshafen/Heidelbergmit der höchsten deutschen Auszeichnung für journalistische Fotografie, dem Erich-Salomon-Preis, bedacht.
- 2019 erhielt Battaglia den Kythera-Preis.
- 1999 erhielt sie den Photography Lifetime Achievementdes International Fund for Documentar Photography.
Regiestatement
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Festivals
Festivals und Preise
2019 - 76. Filmfestspielen in Venedig - Spezialpreis der Jury
2019 - 57. Viennale
Pressematerial
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Jetzt im Kino
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